Es ist über­liefert, dass Segestes, einer der mächtigsten und bei den Römern angesehen­sten Cherusker, die Absichten des Arminius dem Varus verriet. Anderer­seits glaubte ihm Varus nicht, beurteilte das Ganze womöglich als Familien­strei­tig­keit und unter­ließ es jeden­falls die Legionen in Kampf­bereit­schaft zu versetzen, auch weil er sich in Freundes­land wähnte. Segestes war so etwas wie der unfrei­willige Schwieger­vater des Arminius, der seine Tochter Thus­nelda, die einem Anderen versprochen war, offenbar mit deren Einver­ständnis raubte. Sowohl dieses als auch der Verrat sind als Aussagen des Segestes über­liefert, wo das bei letztem darauf hinweist, dass sich Arminius Verbündete gesucht haben soll.

Wahr­schein­lich ist aber sogar eine Betei­li­gung des Segestes an der Vernich­tung der Varus­legionen, wenn diese auch wie über­liefert nicht frei­willig erfolgte. Arminius hatte möglicher­weise mit Unter­stützung Thusneldas erreichen können, dass sich Segestes bei seinen Unter­tanen mit seinen Plänen nicht durch­setzen konnte. Relevant ist auch der Zeit­punkt seiner Aussagen: diese machte er, als Germanicus ihn 15 nach Chr. auf sein Hilfe­ersuchen hin aus einer Belagerung des Arminius befreite (möglicher­weise aus der Eresburg in Ober­mars­berg). Segestes war noch immer Cherusker­fürst und die Römer förderten auch Beute­stücke aus der Varus­schlacht zu Tage. Diese erklärte Segestes nun damit, nach dem Sieg des Arminius im Teuto­burger Wald über­gelaufen zu sein. Vor allem lieferte er den Römern aber Thus­nelda aus, die er gefangen hielt. Segestes mochte sich seiner (vorge­gebenen) Treue zu Rom unter dem Eindruck der Rache­feld­züge des Germanicus erinnert haben und konnte sie ihm, nicht zuletzt wegen Thus­nelda, auch glaub­haft machen - wenn dies überhaupt erforderlich gewesen sein sollte.

Wie auch immer - ob Verrat oder nicht und wenn ja, welcher wann - Varus saß zum Zeit­punkt des über­lieferten (angeb­lichen) Verrats bereits in der Falle oder ging, viel­leicht ungeachtet einer Warnung, gerade hinein.